Neustadt -Ein Gründerzentrum für den Landkreis? Viele werden sich daran erinnern, dass ein solches Projekt schon einmal angedacht und krachend gescheitert war. 2016 war das, doch der heutige Landrat war damals noch nicht im Amt. Er plant einen neuen Anlauf noch für dieses Jahr.
Rückblende: Mit 4,1 Millionen Euro rechnete man im Jahr 2016 für den Bau eines Gründerzentrums in Bad Windsheim, das nach einigem Hin und Her den Vorzug gegenüber dem ebenfalls höchst interessierten Neustadt erhalten hatte. 90 Prozent dieser Summe hätte der Freistaat übernommen, die jährlichen Neben- und Unterhaltskosten wurden auf 140.000 Euro beziffert. Viel Geld, das allerdings nie ausgegeben wurde. Die Wirtschaft hatte Zweifel an der Konzeption und zog ihre Zusagen zurück und der Ehrgeiz der Stadt Bad Windsheim hielt sich ebenfalls in überschaubaren Grenzen. Das Projekt war binnen eines halben Jahres gestorben, bevor es so richtig geboren war.
Blamage hatte keine schlimmen Folgen
Der damalige CSU-Stimmkreisabgeordnete Hans Herold tobte. Eine riesige Blamage sei dies, er, der sich so sehr für den Landkreis und das Gründerzentrum ins Zeug gelegt hatte, könne sich doch jetzt in München nicht mehr blicken lassen.
Ganz so schlimm wurde es dann doch nicht. Zwar nahm man in München die Absage aus dem damals noch als „Frankens gemütliche Ecke“ bekannten Landstrich mit Befremden zur Kenntnis, doch dem bienenfleißigen Hans Herold gelang es in den Folgejahren trotzdem noch, zahlreiche andere Prestigeobjekte in die Region zu holen: BayernLab, Landesluftbildarchiv, Technologisches Transfer Zentrum und die Landesgartenschau – an das Gründerzentrum wurde kaum noch ein Gedanken verschwendet. Bis jetzt.
Nein, sagt von Dobschütz: Einen millionenschweren Glaspalast werde man sicherlich nicht aus dem Boden stampfen. Aber im Blockschulheim in Neustadts Ansbacher Straße – ein 60er-Jahre-Gebäude, das ohnehin zu den Kreis-Liegenschaften gehört – stehe doch ein ganzes Stockwerk leer. „Und dann haben wir uns auf den Weg gemacht, ein Nutzungskonzept dafür zu entwickeln.“ Maßgeblich beteiligt daran: Julia Tschawdarow, der neue Motor in der Stabstelle Wirtschaft, sowie Michael Schmutzer, der seine Erfahrungen als Unternehmer und Netzwerker (Projekt: Neue Höfe in Neuhof) beisteuerte. Vorgesehen sind demnach sechs Büroräume, ein Konferenzbereich und eine großzügige Küche, in der man auch Workshops abhalten kann (Christian von Dobschütz: „Die besten Partys sind sowieso immer in der Küche.).
Allerdings, so sagt der Landrat, schwebe ihm aus bekannten Gründen ein anderer Name vor – statt „Gründerzentrum“ wolle er das Projekt lieber als „Unternehmer WG“ betiteln. Und wenn das funktioniere und die Kommunen des Landkreises mitbekämen, mit welch geringem Aufwand so eine Einrichtung zu verwirklichen ist, dann hätte er, so von Dobschütz, nichts dagegen, wenn solche Gründerzentr… Verzeihung: Unternehmer WG’s auch in Scheinfeld, Burgbernheim oder weiteren Kommunen entstehen.
Gedacht sei das Angebot vor allem für junge Leute, die sich mit Ideen, Know how und Enthusiasmus selbstständig machen wollten, aber noch nicht genügend Geld hätten, „um endlich aus der eigenen Garage raus zu kommen.“ Aber natürlich könne man auch bereits etablierten Unternehmen einen oder zwei Räume anbieten, wenn diese mal kurzfristig Kapazitäten benötigten.
Aktivsenioren sind als Ratgeber mit im Boot
Auch Mentoren für die jungen Leute sind schon gefunden: Mit den Aktivsenioren, einem lockeren Verbund ehemaliger Firmenbesitzer und Geschäftsführer, habe man einen Rahmenvertrag abgeschlossen, wonach diese den Jung-Unternehmern mit Rat und Tat zur Seite stünden.
Für die Küche muss Mobiliar angeschafft werden, ein paar Leitungen für Telefone und schnelles Internet werden noch verlegt, ebenso ein Schließsystem. Ansonsten genügen ein paar Eimer Farbe, denn „es wird nicht teuer, aber bunt“, sagt der Landrat. Ganze 120.000 Euro soll der Spaß kosten, noch in diesem Jahr bezugsfertig sein und es gibt schon Interessenten. Beim jüngsten (und ersten) Gründerstammtisch in einem Neustädter Gasthaus hätten zwei der acht anwesenden Jung-Unternehmer signalisiert, dass sie genau auf so etwas gewartet hätten: Erschwingliche Räume im Verbund mit Gleichgesinnten. „Im Prinzip ist es wie die Idee von damals, aber in einfach“, sagt von Dobschütz.